7 Tage Schweigen auf Koh Samui

Koh Samui- mehr als nur eine Partyinsel

Auf Koh Samui gibt es sehr wohl mehr zu erleben als Sex, Drugs und Party Tourismus. Mitten im Dschungel findest du einen magischen Ort, der zur persönlichen Weiterentwicklung und Entschleunigung einlädt. Das Dipabhavan Meditation Center. Die Reise ins Innere ist extrem abenteuerlich. Während du an deine Grenzen kommst wirst du höflich darum gebeten, deine Komfortzone zu verlassen. Dafür wirst du mit einer neuen, einzigartigen Erfahrung belohnt und bist außerdem umgeben von wundervollen, inspirierenden Menschen. Im Dipabhavan Meditationszentrum auf Koh Samui lernst du von Mönchen, Nonnen und Meditationslehrern alles, was du für ein Leben frei von Sorgen und Leid brauchst. Natürlich liegt es an dir, wie du das Gelernte im Leben danach umsetzt. Ich teile hier meine Erfahrungen in dieser unvergesslichen Woche voller Höhen und Tiefen.

 

Natur
Ausblick aus der Meditations Halle

 

Einmal frei machen, bitte!

Treffpunkt ist um 13:00 Uhr im Utopia Resort Koh Samui, wo ich mir noch schnell einen Teller Reis mit Gemüse und Meerblick gönne. Nach 23 Stunden Busfahrt und Fähre fühle ich mich ziemlich gerädert, aber glücklich. Ich habe mich erst heute morgen für das Retreat angemeldet, dementsprechend unsicher bin ich, ob ich überhaupt teilnehmen kann. Was passieren soll, passiert- und so finde ich mich eine halbe Stunde später im Dipabhavan Meditations Zentrum wieder. Dort ist einchecken angesagt- Pass kopieren, Wertsachen abgeben, Interview mit einem Mitarbeiter und Besichtigung des Geländes. Im Schlafsaal der Frauen angekommen ereilt mich der erste Schock- wir schlafen auf Holzbetten mit einer dünnen, teppichartigen Unterlage. Dazu gibts ein Moskitonetz und eine Wolldecke. Außerdem ein Kissen aus Holz. Du hast dich nicht verlesen- für mich ist das Wort Holzkissen auch ein Widerspruch in sich.

 

Holzkissen
Holzkissen und Holzbetten sind sehr gut für den Rücken – und gegen Schlaf

Einfach und minimalistisch

Erstmal ist es ungewohnt, mich von allen Dingen zu verabschieden, von denen ich immer dachte, ich würde sie brauchen. Ich lebe in dieser Woche ohne Smartphone, Laptop, Internet oder sonstige Luxusartikel. Dazu zählt auch Schmuck, Parfum und Make-up. Auf dem Weg zur Erleuchtung sind wir dazu angehalten, uns an diese acht Regeln zu halten. Ich kann an einer Hand abzählen, was ich für das Leben hier brauche. Das fühlt sich sehr befreiend an, wenn der erste Schock überwunden ist. Duschgel, Anziehsachen (Schulter und Knie müssen bedeckt sein) ein Kamm, eine Zahnbürste und Toilettenpapier. Thats it! Unglaublich, mit wie wenig ein Mensch auskommt. Andererseits ist es bedenklich, wie viel sinnlosen Kram wir in unserem Leben anhäufen und was wir uns und unserer Umwelt teilweise damit antun.

Das Geräusch der Stille

Ab ca. 19:00 Uhr des ersten Tages war dann für den Rest der Woche Schweigen angesagt. Das bedeutet, dass wir nicht sprechen, singen, pfeifen, lesen oder schreiben für den Zeitraum von sechs Tagen. Ich empfinde das Schweigen als entlastend und äußerst angenehm. In den Pausen, die immer nach den Mahlzeiten stattfinden, langweile ich mich zunächst ohne Handy oder ein Buch. Ich kann noch nichtmal meine Erfahrungen und Gefühle niederschreiben. Natürlich ist das nicht strikt verboten, aber ich möchte mich daran halten um zu sehen, was das mit mir macht. Und ich habe es überlebt. Die Geräusche der Natur – die Grillen, Vögel und Geckos liegen in meinen Ohren. Die berührenden, inspirierenden Geschichten der Nonnen und Mönche rieseln auf mich ein. Ich schrecke auf vom Geräusch der Tür unseres Schlafsaals. Und ich höre die nervigen Stimmen meines Verstandes, der während der Meditationen eigentlich Funkstille haben sollte.

Meditation- ein harter Job

Bisher bin ich davon ausgegangen, es sei einfach zu meditieren. Man muss ja nur sitzen und atmen. Schon nach einer halben Stunde merke ich, dass ich diese vermeintliche Überzeugung über Bord werfen kann. Zusammen mit vielen anderen Dingen, die ich sonst immer geglaubt habe. Zum Beispiel, dass ich nicht auf einem „Holzbrett“ schlafen kann. Oder nicht sofort schreiend weg renne, wenn zwei Zentimeter vor mir eine Spinne chillt, die so groß ist wie meine Hand.

Meditieren ist also ein Knochenjob- sowohl für den Geist als auch für den Körper.

Während der ersten vier Tage ist Schmerz ein vertrauter Begleiter. Die ungewohnte Sitzhaltung in der ich mehrere Stunden am Tag verharre, fordert mich nämlich immer wieder heraus. Es wird unterschieden zwischen echtem Schmerz und Meditationsschmerz. Der Meditationsschmerz geht weg, wenn man seine Körperhaltung verändert. Vom dritten zum vierten Tag kann ich vor Schmerzen nicht schlafen und nehme dann am nächsten Tag eine Tablette. Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn der Schmerz nachlässt und ich bin sehr dankbar dafür.

 

Buddha

Die tägliche Routine

Damit du dir ein Bild machen kannst, schreibe ich mal auf, wie die Tage im Dipabhavan Meditationszentrum strukturiert sind.

4:30 Aufstehen Du wirst geweck von der Glocke am Meditationsraum. Diese klingelt ungefähr 10 Minuten. Das sollte reichen, um wach zu werden.

5:00 Lesung am Morgen Jeweils Teilnehmer aus der Gruppe übernimmt für die folgenden Tage die morgendliche Lesung. Um diese Zeit sei der Geist noch nicht überfüllt von Informationen und aufnahmefähig für Neues. Bildlich gesprochen ist die Tasse Tee um fünf Uhr morgens noch nicht voll.

5:15 Meditation im Sitzen Du sitzt auf dem Boden, die Beine überkreuz, auf einer Meditationsbank oder einem Stuhl. Am ersten Tag wird erklärt, welche verschiedenen Sitzpositionen du einnehmen kannst. Natürlich kannst du deine Haltung zwischendurch verändern.

5:45 Yoga Hierbei werden alle wichtigen Muskelgruppen gedehnt, die du für die Meditationspraxis benötigst. Keine Angst, es werden keine abgefahrenen Yogaposen erwartet. Die Übungen dienen der Entspannung und Dehnung der relevanten Muskelgruppen. Ich fand das sehr Hilfreich- eine perfekte Ergänzung zur Meditation.

7:00 Meditation im Sitzen

7:30 Frühstück Endlich gibt es was zu Beißen. Die erste der beiden täglichen Mahlzeiten besteht aus einer braun Reissuppe. Dazu gibt es frisches Gemüse und Obst. Die Mahlzeiten sind vegetarisch, gesund und ausgesprochen schmackhaft. Vor jeder Mahlzeit wird folgendes „Gebet“ verlesen und gemeinsam nachgesprochen:

 

Koh Samui Dipabhavan

„In weiser Reflektion esse ich diese Mahlzeit
Nicht zum Spiel oder zur Vergiftung
Nicht zur Mast oder zur Verschönerung

Nur um diesen Körper zu pflegen,
um am Leben und gesund zu bleiben und
zur Unterstützung der spirituellen Lebensweise

So lasse ich unangenehme Gefühle los
und schüre keine neuen negativen Gedanken
Damit geht der Prozess des Lebens weiter
Schuldlos, leicht und in Frieden.“

 

9:30 Dhamma Talk

Unterricht durch den Mönch Tan Dhammavidu mit Themen rund um Spiritualität, Atemtechnik, Philosophie und Buddhismus. Mein persönlicher Höhepunkt des Tagen, diesem einzigartigen, weisen Mann lauschen zu dürfen.

10:30 Meditation Laufen oder Stehen

Diese Art der Meditation empfinde ich als Anfängerin sehr angenehm und hilfreich. Eine sehr willkommene Abwechslung zum Sitzen. Du kannst in der Meditationshalle laufen oder an der frischen Luft.

11:00 Meditation (Sitzen)

11:30 Mittagessen

Es gibt Reis Baby! Mit leckerem Gemüse und Obst als Dessert, oft mit einer Kokos Soße gereicht. Sehr lecker- die Mahlzeiten sind übrigens alle vegetarisch.

14:00 Dhamma Talk

15:00 Meditation (Laufen oder Stehen)

15:30 Meditation (Sitzen)

16:00 Uhr Meditation (Laufen oder Stehen)

16:30 Chanting

Zusammen mit dem Mönch oder der Nonne werden Lieder auf Pali gesungen.

17:00 Lektion: liebevolle Güte und Meditation

Geleitet von der Nonne war das mitunter der emotionale Höhepunkt meiner Tage. Die „loving Kindness“ Meditation ist so herzerwärmend und schön. Anschließend war ich immer sehr ausgeglichen und glücklich.

17:30 Tee

Der Tee wird in der Gruppe gemeinsam im Essbereich eingenommen. Für die Schokoholiker unter euch: es gibt auch Kakao 😀

19:30 Meditation (sitzen)

20:00 Meditation (Laufen in der Gruppe) 

20:30 Meditation (sitzen)

21:00 Schlafenszeit

21:30 Licht aus

Wenn du um 4:30 Uhr aufstehst, dann bist du froh um neun im Bett zu sein 😉

Fazit

Die Woche war eine sehr harte Aufgabe voller emotionaler und körperlicher Höhen und Tiefen. Ich habe gelernt, über meine Grenzen zu gehen. Ich habe so viel über den Buddhismus gelernt und weis jetzt, wie man meditiert. Zumindest theoretisch. In dieser Woche hatte ich das Glück, mit so vielen wundervollen Menschen zusammen sein zu dürfen. Schließlich hatte ich das Glück zu lernen, dass es keine Worte braucht, um enge Verbundenheit zu spüren. Wir sind alle Menschen und haben das Geschenk des Lebens erhalten. Lassen wir los von allem, was wir nicht brauchen. Tun wir unserer Seele und der Natur, in der wir leben einen Gefallen und konzentrieren uns auf das Wesentliche. Achtsamkeit und Meditation sind so hilfreich um unseren wahren Wesenskern kennen zu lernen. Was brauche ich, wer bin ich, woran halte ich fest und warum? Danke für diese heilsame und tiefgehende Erfahrung.

 

magisch

 

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